Die Apomoira war eine Abgabe auf Weingärten und Obstgärten und wurde auf zwei Arten von Wein- und Obstgärten entrichtet:
1. Wein- und Obstgärten auf Tempel-Land ("Tempel-Apomoira"), die den ägyptischen Tempeln zugute kam und vom Staat durch Steuerpächter erhoben wurde.
2. Wein- und Obstgärten auf königlichem Land, d.h. Kleroi und Doreai ("Arsinoe-Apomoira"), die dem Kult der Arsinoe Philadelphos zugute kam und ebenfalls durch den Staat durch Steuerpächter erhoben wurde.
Die Abgabe auf Weingärten wurde in Wein, ab der 2. Hälfte der Regierungszeit Ptolemaios V. in Geld entrichtet, wobei die "Tempel-Apomoira" nach 118 v. Chr. wieder in Wein entrichtet wurde. Die Abgabe auf Obstgärten erfolgte immer in Geld.
Vor 263 v. Chr. betrug sie 1/6 auf die Produkte ("ἕκτη") von Wein- und Obstgärten, die auf Tempelland lagen und wurde von den Tempeln zugunsten der ägyptischen Tempel erhoben.
Nach 263 v. Chr. betrug die Rate auf Weingärten 1/6, konnte aber ab 259 v. Chr. für Kleruchen und künstlich bewässertes Land in der Thebais auf 1/10 ("δεκάτη") reduziert werden. Für Obstgärten betrug die Rate ebenfalls 1/6, ab 150 v. Chr. wurde sie für Kleruchen auf 1/10 reduziert.
Siehe dazu Clarysse / Vandorpe, Apomoira (siehe unten).
————————- In römischer Zeit wurde die Abgabe pro Arure und ausschließlich in Geld erhoben und kam bisweilen der Kasse der ἱερατικά zu, bisweilen der διοίκησις. Auf Weinland betrug sie laut Wallace (S. 55) 3000 Kupferdrachmen pro Arure, auf Obstgärten 1500 Drachmen pro Arure. Im 3. Jh. n. Chr. wurden die Raten auf Wein- und Obstgärten aneinander angeglichen und betrugen 3750 Kupferdrachmen pro Arure. Zur Umrechnung von Silberdrachmen in Kupferdrachmen und den entsprechend anfallenden Gebühren siehe Wallace, S. 55-56.
Maresch, K., Zur Frage der Erbpacht und des Privateigentums bei Wein- und Gartenland im ptolemäischen Ägypten, Eberhard, R., Kockelmann, H., Pfeiffer, S., Schentuleit, M. (Hgg.), "... vor dem Papyrus sind alle gleich!" Papyrologische Beiträge zu Ehren von Bärbel Kramer (P. Kramer) (= APF Beiheft 27), Berlin - New York, 2009, 124-133. Kaltsas, D., P.Heid. VIII 418, Einleitung S. 137-144. P.Köln V 220, Einl., S. 154-158. Clarysse, W. / Vandorpe, K., The Ptolemaic Apomoira, in: Melaerts, H. (Ed.), Le culte du souverain dans l'Égypte ptolémaïque au IIIe siècle avant notre ère, Brüssel 1998, 5-42. Wallace, S.L., Taxation in Egypt from Augustus to Diocletian, Princeton u.a. 1937, 53-56.
Die Apomoira ist bislang nur in ptolemäischer und römischer Zeit belegt (Stand: 18.09. 2016).
Preisigke, FWB:
Steuer auf Nutzgarten und Rebenland. Grenfell, Rev. L. S. 119 (Belege). WOstr. I 157. G.-H., Teb. I S. 37; Fay. 41, 12 Anm.; Hib. I 109 Einl.; Teb. II 342, 69 Anm. Otto, Priester I 342; 353. WGrdz. 95; 191. WChrest. 249 Einl. Cohen, De magistratibus 72. (Preisigke Fachwörter, S. 29)