Möglicherweise früher, jedoch nicht genauer zu datieren ist P.Harr. I 96, 10, 27 (1.-2. Jh. n. Chr.; Herkunft unbekannt).
Die bislang (Stand: 29.06. 2018) weiteren Belege sind P.Sarap. 59 r II 2 (90-133 n. Chr.; Hermopolites); P.Laur. III 68, 8 (166-167 (?) n. Chr.; Herkunft unbekannt); BGU XV 2467, 24 (nach 17.08. 190 n. Chr.; Karanis / Arsinoites); Stud.Pal. VIII 765, 2 (6. Jh. n. Chr.; Hermopolites).
Erläuterungen
Vermutlich handelt sich bei einer πρόσθεσις um zusätzliche Steuerzahlungen, vgl.:
εἰς πρόσθεσ(ιν) γεομετ (l. γεωμετρίας) [κα(ὶ)] ἀπομοίρα̣(ς) (δραχμαὶ) οβ | Ἁθὺρ ι πρόσθ(εσις) χωμάτω(ν) ὑπ(ὲρ) ς[ -ca.?- ]υπ̣( ) Πλουτ(ᾶτος) (SB XXIV 15920, 168, 169),
ε̣ἰ̣ς̣ προσθ(έσεως) δημοσίω̣(ν) (P.Sarap. 59 r II 2),
κατ(έβαλε) (Name, Beruf) (ὑπὲρ) δευτέρ(ας) δια[γ]ρ̣[α]φ̣(ῆς) (καὶ) πρ(οσ)θ(έσεως) ιγ ἰνδ(ικτίονος) (Stud.Pal. VIII 765, 2) oder
κατέβαλ\ε/ (Name, Beruf) ἀπὸ μερ(ισμοῦ) προσθ(έσεως) ὀγδόης ἰν(δικτίονος) (Stud.Pal. VIII 768, 2).
Während U. Wilcken προσθ( ) noch zu πρόσ(θεμα) auflöste (vgl. Wilcken a. a. O.), ist für die betreffenden thebanischen Quittungen inzwischen die Auflösung πρόσθεσις durch O.Bodl. II 1295, 3 und O.Stras. I 455, 3 gesichert, vgl. dazu B. Palme a. a. O.
Die Bedeutung von πρόσθεσις scheint noch nicht abschließend geklärt zu sein. Während die Forschung sie zunächst im Sinne einer zusätzlichen Steuerzahlung interpretierte (vgl. z. B. Wilcken und Wallace je a. a. O.), hat sich zuletzt J. M. S. Cowey wieder mit der Frage nach der Bedeutung von πρόσθεσις beschäftigt. Dabei nimmt er die Beobachtungen und Fragen J. C. Sheltons (vgl. O.Ashm.Shelt. a. a. O.) zum Ausgangspunkt seiner Ausführungen, der u. a. vermutete, dass der Ausdruck ἔχειν εἰς πρόσθεσιν synonymisch zur verbalen Wendung ἔσχο(ν) πυρο(ῦ) τέταρτο(ν) κδ´ (...) ὃ καὶ προσθήσω εἰς τὸ δη(μόσιον) (O.Bodl. II 1216, 2-3) ist, vgl. ebd. Mit Bezug auf O.Bodl. II 1596, 2; O.Camb. 74, 2 und inbesondere das von ihm als O.Heid. 308 veröffentliche Ostrakon vermutet Cowey nun, dass die dort überlieferte Formulierung ἔσχον ὑπ̣(ὲρ) ὧν προσεθ(έμην) ὀνόμ(ατος) Πανισκος (l. Πανίσκου) Ἀμμω(νίου) διὰ Πεχύτου πυροῦ ἀρτάβ(ης) ἥμισυ (Z. 2-5) ebenfalls verbales Äquivalent zu ἔχειν εἰς πρόσθεσιν ist, schlägt daraufhin vor, das hier figurierende Medium προσεθέμην bzw. προστίθεσθαι i. S. v. 'etw. auslegen, vorschießen' zu interpretieren und übersetzt die Stelle in O.Heid. 308 entsprechend mit: "I have received on behalf of what I credited in the name of Paniskos (…)" (O.Heid., S. 281). Demzufolge komme der Steuerpächter zunächst selbst für die Differenz des vom Steuerzahler zu entrichtenden Betrags auf, indem er den Differenzbetrag vorschießt, und gleiche dies dann später wieder aus, vgl. ebd. S. 277 mit Anm. 6 und 7.
Zu den häufig in diesem Zusammenhang erwähnten πράκτορες σιτικῶν siehe Z. Aly a. a. O.
O.Heid. 303-308, Einl. S. 276-277 (mit weiteren Literaturangaben). Palme, B., Das Amt des ἀπαιτητής in Ägypten, Wien 1989, 62-63. O.Ashm.Shelt. 33, Einl. S. 42. Aly, Z., A Receipt by two Sitologi and Taken into Account by a Praktor Sitikôn Dated 201 A.D., Aegyptus 50, 1970, S. 74-87, hier: 82-87. Wallace, S. L., Taxation in Egypt from Augustus to Diocletian, Princeton, N. J. 1938, 28. Wilcken, U., Griechische Ostraka aus Aegypten und Nubien, Leipzig und Berlin 1899, Bd. I, 288-289.