Möglicherweise früher, jedoch nicht genauer zu datieren ist P.Petr. III 42 H VII 2 (Mitte 3. Jh. v. Chr.; Arsinoites).
Explications
Die von Preisigke im Fachwörterbuch mit Bezug auf τὰ ἀφροδίσια in P.Tebt. I 6, 29, 37 (nach 3.-12.02. 139 v. Chr.; Kerkeosiris / Arsinoites) hervorgehobene Bedeutung "Hurenhaus", also 'Bordell', lässt sich nicht ohne Vorbehalte aufrecht erhalten. So ist zunächst nicht nur ἀφροδίσιον bzw. ἀφροδίσια selbst ein mehrdeutiger Begriff (vgl. z. B. DGE s. v.Ἀφροδίσιον und R. Scholl a. a. O., S. 187); zudem gestattet der teils fragmentarisch überlieferte Kontext vermittels unterschiedlicher Konjekturen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten, vgl. dazu Scholl, 189-190. Somit kann in P.Tebt. I 6 kein eindeutiger Beleg für die Existenz von Prostitution im Zusammenhang mit Aphroditeheiligtümern (zum Begriff der "Tempelprostitution" vgl. Scholl, 185) gesehen werden; wie Scholl in seinem Beitrag weiterhin aufzeigt, lässt sich auch aus den wenigen weiteren möglichen Indizien keine Gewissheit darüber erlangen, ob es diese Form der Prostitution im griechisch-römischen Ägypten gegeben hat, da die betreffenden Zeugnisse ebenso wenig wie P.Tebt. I 6 dies eindeutig attestieren.
Scholl, R. Tempelprostitution im griechisch-römischen Ägypten? Hierodouloi als Tempelsklaven und Tempelprostituierte? in: Scheer, T. S., Tempelprostitution im Altertum. Fakten und Fiktionen, Berlin 2009, 183-197, bes. 185-190 (mit weiterer neuerer Literatur). von Bissing, F. W., Aphrodision, RhM (neue Folgen) 92, 1944, 375-381. P.Tebt. I 61, Komm. zu Z. 29, S. 64.